NACHSCHLAG!

TINA DE SCHREIBT ÜBERS ESSEN

Gut gekocht schmeckt einfach besser! Wer mehr isst, isst nicht zwangsläufig besser. Doch wer öfter isst, kennt sich besser aus! Tina De isst gern, wenn es lecker ist. Weil alleine essen nur halb so viel Spaß macht, teilt sie ihre kulinarischen Entdeckungen und verrät, wo sie wie gut isst.

Und nicht verpassen:

ICH UND DIE DICKE WELT - BESTIMMT DIE WAAGE UNSER UNIVERSUM?

Texte von Victoria

NACHSCHLAG! NR. 6

ABSTECHER NACH MERAN

 

Schlendert man durch Merans City (was man in 10 Min erledigt hat), kommt man früher oder später auch am City-Restaurant der Brauerei Forster vorbei. Bei schönem Wetter absolut zu empfehlen ist der lauschige Innenhof mit großen Marktschirmen, altem Baumbestand und gemütlichen Tischen für kleine und ganz große Gruppen. Im Winter kann er überdacht und für Feiern auch einzeln gebucht werden.

Die Speisekarte ist international. Neben den Südtiroler Klassikern findet sich hier beispielsweise Nasi Goreng. Klingt… interessant… Wir bestellen kurzerhand Querbeet: Wiener Schnitzel (natürlich vom Kalb), Thunfischtartar mit Wasabischaum und ein Thymian-Risotto mit Pfifferlingen. Klares Fazit? Besser keine Experimente, die Klassiker sind unvergleichlich besser. Denn dem Tartar fehlt das Salz und der Schaum ist eher eine grün gefärbte Sahne ohne die typische Wasabi-Schärfe. Gute Qualität, ambitioniert dekoriert aber geschmacklich schlecht umgesetzt.

 

Dagegen das Risotto: würzig, bissfest, schlicht und lecker. Das Schnitzel dünn, buttrig, saftig und mit echt knuspriger Panade. Gut, die Bratkartoffeln könnten einen Hauch krosser sein, aber wenn das Essen nur 10 Minuten nach Bestellung serviert wird, kann man das nicht auch noch erwarten

An schönen Tagen ist der Garten mit bis zu 250 Gästen gut besetzt. Das Tagesgeschäft schaffen dann drei  Kellner und fünf Mann in der Küche. Meine Hochachtung, das nenne ich mal gute Organisation! Und dabei ist der Service immer freundlich, beantwortet Fragen zum Beispiel zur Restaurantgröße (das Lokal an der Straße und der Saal im 1. Stock im Hinterhaus haben zusammen noch mal insgesamt 400 Plätze!) und gießt aufmerksam Wasser nach oder fragt nach weiteren Wünschen.

 

Wenn man sich umschaut, auch das Publikum gefällt uns: Meraner, Familien mit Kindern, Touristen, eine kleine Werbeagentur in der Mittagspause… ein wirklich entspannter Besuch. Empfehlenswert und auch einen kleinen Umweg wert.

 

Eure Tina De.

 

Forsterbräu Meran
Freiheitsstraße 90
I-39012 Meran

Telefon  +39 (0) 473 236535
www.forsterbrau.it, fb.meran@forst.it

Täglich 11.30 bis 23.30 Uhr geöffnet. Im Februar geschlossen.

 

Gastrokritik, Tina De, Nachschlag, grosse größe

 

Direkt gegenüber vom Forsterbäu findet sich ein Südtiroler Feinkost-Markt mit regionalen Spezialitäten, frischem Brot und Wurstwaren, aber auch Kochbüchern, einer kleinen Auswahl an Obst und Gemüse in Bio-Qualität.  Etwas für die Ansässigen, die auf Karma-Food stehen, aber auch schön um kleine Mitbringsel einzukaufen.

 

NACHSCHLAG! NR. 5

SUSHI IN BERLIN

 

Während der Berlinale gab es nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel auszuprobieren: In Schöneberg am Winterfeldplatz ist das Sashimi, eine sogenannte „Sushi-Lounge“ – sehr empfehlenswert. Ich hab ja schon viel Sushi probiert, aber das? … HAMMER! Das herrlich berlinerisch-schnodderige Servicepersonal würde ich eher in eine Kneipe stecken – herzlich, aber so gar nicht typisch asiatisch. Und auch die „Best oft the 80’s“-Beschallung in Discolautstärke (Lounge?)  will so gar nicht mit dem einhergehen, was man hier zu essen vorgesetzt bekommt. Zwei ziemlich jung aussehende Asiaten in klassischen Arbeits-Kimonos in der Küchenecke sind so ziemlich das einzige, das noch an den Plan erinnert

Das Lokal ist zweigeteilt: Auf einer Seite bekommt man à la carte eine typische Crossover-Asia-Küche, wir setzen uns nach nebenan ins Sushi-Lokal. Im Sommer kann man sich alternativ an einen der Straßenplätze setzen, die auch in der kühleren Jahreszeit mit Heizstrahlern angenehm erwärmt werden. Die Raucher freut es.

 

Die Sushi-Karte ist umfangreich und klar strukturiert. Wir bestellen uns durch die Kategorien bis die Kellnerin fragt: „Mädels, wollt ihr nich gleech n Schiff, det is billja“. Ein Schiff ist die günstige Variante einer wilden Sushi-Mischung, serviert auf einem dekorativen Holzschiff (31 Euro für zwei Personen). Nee! Wir wählen selbst. Von den „das klingt aber auch lecker“-56 Stück reduzieren wir knallhart auf 35 Stück, immer noch eine echte Herausforderung für zwei Esserinnen. Die Platte die in annehmbarer Zeit serviert wird, ist liebevoll dekoriert, Wasabi gibt es reichlich, ebenso eingelegten Ingwer.

 

Ich starte mit den Maki mit krosser Lachshaut *gottgegeben*, arbeite mich über Temaki mit Aal, Sashimi mit Butterfisch, Nigiri mit Thunfisch zum California Insideout mit Lachs und Avocado und komme zu – und da ist es dann restlos vorbei mit „klassischem“ Sushi – panierten und frittierten Sashimi-Mini-Rolls mit Cocktailsoße. Klingt grauslig? Nun, es hat wenig mit dem zu tun, was man bei einem japanischen Abend mit rohem Fisch erwartet, aber wenn man es erst mal probiert hat, hat man den ursprünglichen Auftrag einfach vergessen. Das ist sensationell! Der Reis des Sushi ist zimmerwarm und locker, die Rollen großzügig bemessen und liebevoll zubereitet: PERFEKT!

 

Was soll ich sagen, wir haben es geschafft sogar noch den kleinen Nachschlag zu verdrücken, aber mir war noch nie bewusst, dass man sich auch an Sushi echt überfressen kann. Mit einer Flasche Prosecco und einer Flasche Wasser haben wir rund 35 € gezahlt, da kann der Frankfurt erfahrene Esser nur müde lächeln, ach was sage ich – glücklich und mit einem Tränchen den Laden verlassen. Schade dass Berlin so weit weg ist, ab und an muss es doch mal roher Fisch sein, oder?

 

Eure Tina De.

 

Sashimi Sushi Lounge, Berlin
Maaßenstraße 9, 10777 Berlin
Telefon 030 23633700
030 23633700  

http://www.sashimi-berlin.de/

 

Wenn man gerade nicht in Berlin ist, aber auf exzellentes Sushi nicht verzichten möchte, dann probiert man einfach den neuen place-to-be in der Bankenmetropole: der Pan-Asian-Supperclub Zenzakan. Im Untergeschoss des Ivory Clubs befindet sich ein unendlich großer dunkler Raum mit riesigen Buddhas, in dem man hervorragend asiatisch Essen, erlesen Trinken und stilvoll Cocktails schlürfen kann - vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld. Dann ist es aber ein echtes Erlebnis!

http://www.the-steakhouse.de/zenzakan/

 

 

NACHSCHLAG! NR. 4

FOODGASM IN FRANKFURT!

 

Ich liebe es, wenn man weniger als 24 Stunden nach Silvester schon alle Vorsätze in Sachen maßvoller Ernährung über Bord wirft, einfach nur weil man spontan schick zum Essen eingeladen wird. „Eigentlich“ wollten wir ja nur schnell zum Italiener um die Ecke, aber beim Spaziergang am Nachmittag kam man ganz zufällig am relativ neuen „Lohninger“ vorbei und konnte einen Blick auf die Speisekarte werfen. Früher war das Ecklokal mal eine berüchtigte Bar, die bis in die Puppen geöffnet hatte und in der sich die Frankfurter Halbwelt die Klinke in die Hand gab. Heute hat Mario Lohninger in seinem dritten Restaurant in Frankfurt (neben DEM Silk und DEM Micro im Cocoon-Club von Sven Väth) eine hübsche und feine Adresse am Museumsufer, in der man österreichisch, neu interpretiert, isst. Der Koch des Abends ist augenfällig jung, heißt Patrick Grossmayer (lt. Homepage eigentlich Sous Chef im Micro) und ist ebenfalls Österreicher, wie ein Großteil des Service‘. Der Mann, der uns die Mäntel abnimmt, betont schon fast zwanghaft, dass er ein echter Hesse ist.

 

Während wir die Speisekarte lesen, bekommen wir Brot und Aufstriche: Liptauer (wer es nicht kennt, das ist in unserem Fall mit Paprika angemachter Frischkäse), gesalzene Butter und Griebenschmalz. Alles lecker, letzteres ist perfekt. Ausgewogen, geschmackvoll und sämig. Dazu ein lauwarmes Graubrot, frischer als frisch… das könnte ein erfreulicher Abend werden.

 

Mir gefällt das dezente Ambiente in schlichten Farbtönen und das zurückhaltende Lichtkonzept. Im hinteren Raum sitzt man auf groben Holzbänken mit dicken Polstern, gegenüber auf Stühlen, die zugegeben auf Dauer nicht ganz so bequem sind. Weitere Details fallen auf den zweiten Blick auf: Glastüren mit floralen Ornamenten in Milchglas-Optik, aber Moment… die vermeintlichen „Blumen“ sind Besteckteile! Auch die Kommode wurde mit dem Symbol verziert: Gabel, Löffel, Messer. Wirklich individuell und hübsch!

 

Die Vorspeisen, die wir wählen: eine Ochsenschwanzsuppe mit Markklösschen, die so unfassbar zart und weich sind, dass sie bei der Berührung mit dem Löffel leicht auseinanderfallen. Wer kennt die Markklösschen in der Maggi-Hochzeitssuppe? DAS sind die Klösschen, die ich so kenne. Das bei Lohninger ist dagegen… unbeschreiblich. Eine durch und durch handgemachte Suppe mit besten Zutaten, würzig und unglaublich lecker.

 

Mein Begleiter entscheidet sich für den winterlichen Salat mit Trüffel, Artischocke und Burrata. Auf einer Art trüffeliger Creme finden sich gebratene Artischockenböden und Würfel der sahnigen und seltenen Mozzarella-Version Burrata, umkränzt von Rote Beete Blättern, lila Kartoffelchips und grobem Pfeffer.

 

Eigentlich ist das Lohninger bekannt für das besten Wiener Schnitzel außerhalb der österreichischen Landeshauptstadt, aber das „Rinderfilet im Heu“ für zwei Personen interessiert uns mehr. Der Service fragt wie wir es mögen? „Bleu.“. „Aber schon warm innen?“ „Ja, ok, die Küchencrew scheint zu wissen was sie tun und wir müssen nicht fürchten, dass es medium kommt, also dann bitte medium rare.“ Nachdem es ins Salz-Heu-Bett gebettet wurde, bringt unsere nette Kellnerin das Filet auf einem Brettchen, damit wir begutachten, wie es zubereitet wird. Dazu einen Rotwein, natürlich österreichisch. 15 Min später kommen die Teller: ein riesen Stück Fleisch in unübertroffen perfektem Garzustand, dazu Spinat, Soßenspiegel und ein Hauch Erdäpfelpüree. Als ich scherze, dass ich noch Knödel nachbestellen würde (ich glaub das wäre sogar möglich, ich trau es ihnen zumindest zu), kommt… ein Dibbsche (oh, hessisch…) eine kleine Kupfer-Stilkasserole mit dicker dunkler Jus und zwei Tellerchen mit Püree. Soße satt, in so einem Laden! Ich muss mir ein Tränchen wegwischen… Kurz, die Soße ist eigentlich nicht nötig, denn das Fleisch… die Beilagen… zum niederknien. Zusammen? Foodgasm. Echt.

 

Als der Service abtragen will, nehme ich die Kasserole und laufe hinterher, Richtung Küche. Herr Patrick wird geholt und hat diesen herrlichen „Ich bin Koch geworden damit ich nicht mit Gästen rumschleimen muss und überhaupt hab ich gar keine Zeit für sowas“-Blick drauf und sieht mich mitten im Restaurant stehen: setze an und trinke die Soße in einem Zug leer. Fassungslosigkeit… BREITESTES Grinsen. Er hat mich glücklich gemacht - ich hab ihn glücklich gemacht. Etikette hin oder her, großartiges Essen verdient große Gesten.

 

Als kleiner „Absacker“ wird ein Holunderblütensorbet auf Holundersüppchen gereicht, sehr fein. Danach noch Dessert? EIGENTLICH nicht, aber nachdem an allen Tischen ein unglaublich fluffiger und riesiger Kaiserschmarrn serviert wird und alle nach der ersten Gabel verzückt die Augen schließen, bestelle ich doch noch den Marillen-Palatschinken mit Lavendeleis. Der Service serviert dazu eine österreichische Sauvignon blanc Beerenauslese. Ein kleiner Gruß von Herrn Patrick, der immer noch grinsend in der Küche steht.

 

Es kommt EIN Palatschinken. EINER?! Der Service schaut schon fast entschuldigend. Aber – meine Damen und Herren – dieser EINE ist der Wahnsinn. Der Leser denkt jetzt vielleicht. „Was kann an einem Crepe schon besonders sein?“ Glaubt mir, jetzt weiß ich es. Hauchzart, knusprig an den Rändern, karamellig, weich, süß,… *schluchz*. Bevor ich mich der kompletten Küchencrew an den Hals werfe, gehen wir besser. Aber ich will nächste Woche wieder hin. Ach was sage ich, morgen! Aber dann will ich zwei Palatschinken. Mindestens! … EINER … *ts*

 

Eure Tina De.

 

Lohninger
Frankfurt am Main, Schweizer Straße 1
Telefon 069 247557860

http://www.hoeren-sehen-schmecken.net/de/restaurant-lohninger/

 

Öffnungszeiten:
Täglich von 12.00 bis 01.00 Uhr
Mittagstisch von 12:00 bis 14.00 Uhr
Wiener Mehlspeisen von 14.00 bis 18.00 Uhr
Abendtisch von 18.00 bis 22.00 Uhr

NACHSCHLAG! NR. 3

ROMANTISCH IN DER SCHWEIZ

 

Der treue Leser fragt sich vermutlich, was ich beruflich mache, so wie ich herumkomme. Aber man hat ja auch ein Privatleben und romantische Momente…

 

Etwa 20 Kilometer hinter Basel, in einer Ecke, in der sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, steht am Ende eines schmalen (immerhin geteerten) Feldwegs ein herrschaftliches Haus aus dem 18. Jahrhundert: Das Seminarhotel von Alfred Häring und seinem 26-köpfigen Team. Nicht nur das mit 36 kürzlich erst renovierten Zimmern eher überschaubare Hotel, sondern auch das angeschlossene Restaurant mit seinen sechs Köchen und Küchenhilfen ist weithin bekannt. Letzteres wurde unter anderem vom Gault Millau mit 16 Kochmützen bewertet.

 

An den Wochenenden bieten die Betreiber besondere Specials für Familien und Paare: Zum Beispiel eine Übernachtung von Freitag auf Samstag mit Mehrgang-Menü zum Sonderpreis. Das bekommen wir, und ich bin gespannt. Unser Zimmer ist eher klein, sauber und geht zum Vorplatz hinaus. Inklusive Blick auf das Nebenhaus, den kleinen angelegten Park mit Goldfischteich und eine Kuhweide (keine Sorge, die dort fressenden Exemplare haben keine Glocken). Sehr ruhig, sehr gepflegt und sehr idyllisch.

 

Um 19 Uhr finden wir uns zum Essen ein. Unseren Service teilen sich zwei junge aber außerordentlich engagierte Kräfte, die uns in den Wintergarten führen (nicht besonders romantisch, das Restaurant selbst ist hübscher). Der „Lehrling“ Herr Klein (schön zu merken, weil er 1,90 m groß ist) stellt uns versiert das im Paketpreis enthaltene Menü vor und fragt die Präferenzen ab. Ich versuche mal wieder das Fleisch wegzulassen...? Kein Problem!

 

Die umfangreiche Weinkarte bietet eine breite Auswahl unter anderem an französischen, italienischen und Schweizer Weinen – auch für die 0,375 l-Flaschen ist eine ganze Doppelseite reserviert. Beruhigend, da mein Begleiter Rotwein bevorzugt und ich zu meinem „kein Fleisch“-Menü lieber einen Weißwein hätte.

 

Schon steht der „kleine Gruß aus der Küche“ auf unserem Tisch: Zucchini-Süppchen, mit Ziegenkäse verfeinert (von dem man leider gar nichts schmeckt),  Räucherlachs-Tartar auf Tomatenwürfeln (das Raucharoma leider sehr dominant) und ein winziges „Gestapel“ von Foie gras, Räucherschinken und Salatgurke auf knuspriger Weißbrotscheibe (ziemlich viele Aromen für einen Bissen).  Ach, ich wollte kein Fleisch? Naja, Schinken ist ja eigentlich Wurst …

 

Bisher bin ich nicht begeistert und gespannt auf die Vorspeise, ein selbst gemachter Ziegenfrischkäse, geschichtet mit Tomaten- und Oliventapenade an einem Gemüse-Carpaccio. Das gereichte Brot braucht es, denn der Frischkäse ist ziemlich klebrig und schwer pur zu essen. Besser, aber noch nicht das, was ich von 16 Punkten erwarten würde.

 

Der gereichte Wein, ich hab einen 2007er Riesling D’Alsac gewählt, kann sich gut durchsetzen und ist trotz des Jahrgangs noch sehr gut in Form.

Nächster Gang: Ein Risotto mit Pfifferlingen und endlich, es ist wirklich sehr gut!!! Parmesanig, der Reis bissig aber rund, kein Firlefanz, die Pilze schmecken durch, passen aber sehr gut ins Gesamtbild. Ich sehe schon, wir werden langsam warm, die Küche und ich.

 

Der Hauptgang: Für den Herren kurz gebratenes Kalb auf Hummerjus mit Gemüse, für mich Seeteufel mit Selleriepüree. Beides auf den Punkt gegart, die Beilagen geschmackvoll aber nicht dominant, das Püree cremig und sehr lecker. Ich bin wirklich sehr zufrieden.

 

Im Gespräch mit dem Service erfahren wir etwas mehr über das Haus, das Hotel, die Küche und ich darf mir die reguläre Speisekarte erklären lassen. Spontan entscheiden mein Begleiter und ich, noch einen zusätzlichen Hauptgang zu bestellen – die Wachteln haben es uns angetan. Sehr innovativ diagonal dekoriert und mit einer sensationellen Jus serviert, freuen wir uns über die Bereitschaft der Küche diese zusätzliche Sonderbestellung für uns zu zaubern.

 

Das Dessert kommt als „Variation von der Zwetschge“: ein Smoothie, eine Wähe (schweizerisch für Mürbteig, mit Obst belegt), Kompott in Rotwein und dazu ein hausgemachtes Zimt-Eis. Solide gemacht, geschmacklich vielleicht etwas eintönig. Nicht der Höhepunkt des Essens, Fleisch können sie eindeutig besser.

 

Fazit: Ich bin froh dort übernachten zu können, denn der Abend war rund, schön und genussreich, und jetzt in ein Auto zu steigen würde alles kaputt machen. Wir lassen ihn lieber mit einer guten Zigarre vor dem Haus ausklingen und kuscheln uns danach in die frisch bereiteten Betten. Ich werde die Adresse auf jeden Fall notieren, wer weiß wann man mal ein hübsches und ruhiges Seminarhotel braucht.

 

Eure Tina De.

 

Gasthof und Hotel Bad Schauenburg
Schauenburger Straße 76
CH-4410 Liestal
Telefon +43 61 9062727

hotel@badschauenburg.ch
www.badschauenburg.ch

 

Wer genussvoll und entspannt essen will, sollte unbedingt in der „Heimat“ reservieren. Das kleine Restaurant an der Berliner Straße war ursprünglich als Weinlokal geplant, aber der ausgezeichnete Koch Gregor Nowak zaubert am Tresen und in seiner Telefonzellengroßen Grillstation so unglaubliche Gerichte, dass der Schwerpunkt heute auch auf den kleinen frischen Menüs liegt. 

www.heimat-frankfurt.com

 

NACHSCHLAG! NR. 2

BEIM BIOBAUERN IN SÜDTIROL

 

Auf dem Rückweg aus Italien, kurz vor dem Brenner, sollte der Genussmensch noch einmal Halt machen. In einer wunderschönen, stillen Ecke Südtirols, auf 1.200 Metern Höhe im Bio-Bauernhof „Pretzhof“ der Familie Mair. Über den Hof, mit Blick in blitzsaubere Ställe, kommt man ins Bauernhaus selbst. Links der Hofladen, rechts die gepflegten und sensibel renovierten kleinen Gasträume.

 

Vorausschickend muss ich sagen, Vegetarier haben es hier nicht leicht und auch mit Fischgerichten hält man sich hier nicht auf.  Hier wird gekocht, was regional, saisonal und bio ist, schlicht und klar. Der Chef, Karl Mair, ein Hühne, der in den Räumen wie im Spielzeugland wirkt, strahlt noch mehr als der Service. Hier ist er in seiner Mitte, dieser Mann hat eine Vision und eine Mission. Vom Bauernsohn zum Bio-Bauern und Gastwirt mit einer nicht minder leidenschaftlichen Ehefrau an den Töpfen – ein unschlagbares Duo. Unser erster Eindruck? Man bekommt schon vor dem Essen das Gefühl, ein bisschen glücklicher zu sein.  Dann mal herein und an einen der schlicht gedeckten Tische in der guten Stube.

 

Eine Karte gibt es nur für den Wein. Sagte ich Karte? Wohl eher ein Buch! Nicht ganz günstig, aber eine sensationelle Auswahl, natürlich bevorzugt an italienischen Weinen. Wen das überfordert: der Service ist sehr kompetent und scheint schon zu erahnen, was zu einem passt.

 

Will man wissen, was es zu Essen gibt, bekommt man vom Chef die Speisen erzählt. Ach was sage ich? Zelebriert! Zu allem eine kleine Geschichte, wenn Zeit ist. Ich glaube, er kennt die Tierchen sogar beim Namen. Der Gast weiß,  das Rehlein hatte ein gutes Leben und - so wie der Service lächelt - will man fast glauben, dass es gern gestorben ist, um mit Hilfe dieser Köche seiner Bestimmung in höchster Veredelung zu folgen.

 

Wir entscheiden uns für das Carpaccio mit Kresse und Spargel – hauchzart und ungewürzt, es wird eine Auswahl an Ölen bereitgestellt. Oh, und es gibt tatsächlich einen gemischten Veggi-Teller: kurz blanchiertes Gemüse und selbst gemachter Bergkäse. Hinweis vom Service: „… das ist einer unserer 2009er!“ Käse mit Jahrgang? Soll mir recht sein, er schmeckt vorzüglich! Das Gemüse ist mir aber etwas zu schwach gewürzt.

 

Der Hauptgang: Ochsengulasch, geschmort in Rotwein und Tomaten, und eine Lammkeule, am Stück gegart und auf dem Teller in Scheiben angerichtet. Polenta oder Semmelknödel? Keine Frage für eine Fränkin! Aber von den KnödelCHEN, die da serviert werden, müssen wir sofort nachbestellen, denn diese Soße …

 

Am Nebentisch hören wir die Karte noch einmal und fragen uns „Hatte er uns auch von den Pastagerichten erzählt? ... Herr Karl, wie war das noch mal mit den Nudeln?“ „Oh, ich denke die Küche macht Euch schnell noch einen gemischten Teller fertig, das darf man nicht verpassen!“ S’recht, Chef!

Die Nudeln kommen: Praline von der Kartoffel, mit Käse gefüllt. Frittierte Kartoffeltaschen auf einer Parmesan-Kräuter-Soße. Mit Brennnessel gefüllte Teigtaschen in etwas geschmolzener Butter. Spargelnockerl mit gebratenen Würfeln von grünem Spargel. Alles der absolute Wahnsinn!

 

Ehrlich? Ein Dessert geht echt nicht mehr rein, auf keinen Fall. Vielleicht ein Schnaps und ein Kaffee, mehr nicht, auch wenn ich wollte!

 

Unser Kellner Benjamin kommt an den Tisch, schaut mich mit seinen Rehaugen an und sagt „Süßspeisen?“ Das reicht schon. Merkt man, dass ich eine besondere Schwäche für hübsche Kellner habe? Ich verliere mich in seinem Blick und höre kaum noch zu… Schokoschichttorte, Erdbeerbiskuit, Mini-Krapfen mit Nougat und Schokolade gefüllt, Zitronensorbet, Apfel-Crostata mit Vanilleeis. Ich gebe zu, ich hab ihn alles noch mal wiederholen lassen – nur für´s Aufschreiben, natürlich!

 

Also gut, so ein klitzekleines Schokoschnittchen vielleicht? Und Erdbeere passt so gut zu Schoko …  Sorbet, das ist ja wie ein Getränk … und das Vanilleeis, das ist selbstgemacht, das sollte man schon mal versuchen… besonders weil Äpfel ja so gesund sind… Nächste Woche gibt es nur Rohkost und Mineralwasser, ich schwöre!!!

 

Das Resümee: Der Nachtisch war zwar nicht der stärkste Gang, aber dafür die italienischen Süßweine fantastisch. Und auf diesem Niveau ist es schwer zu nörgeln. Am Ende verlässt man den Hof tatsächlich ein bisschen glücklicher. Wir kommen sicher bald wieder!

 

Eure Tina De.

Tulfer 259 - 39040 Wiesen/Pfitsch
Südtirol / Italien
Telefon & Fax 0039 0472 764455
E-Mail: info@pretzhof.com, www.pretzhof.com

Montag und Dienstag Ruhetag

 

Die Großstädterin hätte es nicht für möglich gehalten, aber es gibt tatsächlich eine internationalen Standards entsprechende und ausgezeichnete klassische Cocktail-Bar mitten in Nürnberg! Wer also einen Barkeeper herausfordern möchte (glaubt mir, es ist mir nicht gelungen), geht schnell in die Rote Bar! Und vorher etwas Essen im gleichen Haus? Kein Problem - das „Zeit und Raum“ hat die gleichen Öffnungszeiten.

Die Rote Bar: http://www.dierotebar.net

NACHSCHLAG! NR. 1

MAL KURZ ZUM ESSEN NACH MILANO

 

Auf Empfehlung schnell mal zum Abendessen nach Milano gefahren. Ich stelle hiermit fest: Man sollte in Italien immer mindestens einen (möglichst auch noch ortskundigen) Italiener dabei haben. Und noch dazu in einer echt italienischen Trattoria in der Vorstadt essen gehen, wo er persönlich bekannt ist. Mini-Eckladen in der hässlichen Vorstadt von Mailand, sieht ein bisschen aus wie Industriegebiet… Naja… Einlass nur per Klingel? … Junge Frau öffnet „Buona sera…“ stockt und dann darf ich ein echt italienisches Begrüßungsinferno erleben „Gianfranco!!! Come stai?…“ Der Laden rennt zusammen, alle küssen sich und reden wild durcheinander, sehr lustig. Ausnahmsweise falle mal nicht ich auf ...

 

Innen ist der Laden völlig anders, als man es von einer traditionellen Trattoria erwartet. Die Familie führt sie in dritter Generation seit 1936 aber schon seit den 60gern sind z.B. die über 4 Meter hohen Wände und Decken schwarz gestrichen und mit Kunst übersät. Nix kitschig-verstaube Plastik-Souvenirs, dafür aber z.B. im Eingang ein lebensgroßer Vogel Strauß, statt Federn kunstvoll mit Spielkarten beklebt.

 

 Der Laden? Sehr klein, dunkel und kuschelig. Die Karte? Übersichtlich - und natürlich italienisch. Wer fragt schon nach der englischen Übersetzung wie ein einfacher Tourist, wenn der Kellner… und der andere Kellner… und da ist noch so ein unglaublichschöner Kellner… Ups, ich schwoff ab. Also, wenn das kompetente Servicepersonal alles auch reizend in italo-englisch erklären kann?!

 

Zum Prosecco die gemischte Vorspeisenplatte (geht immer) mit Lardo (weißer, in Marmor mit Kräutern gereifter Speck, quasi Fett mit Fett), Leber-Patê, Salat von weißen Bohnen, hauchdünn aufgeschnittene Salami und Schinken,… Für meinen Geschmack teilweise ein wenig zu wenig Salz, aber einer dieser unglaublichschönen Kellner bringt natürlich gern Meersalz nach. Und natürlich noch Prosecco.

 

Dann geht es Schlag auf Schlag: Primi Piatti. Die Herren Begleiter sind auf Rotwein (Sforzato) umgestiegen und wählen die Ricotta-Ravioli mit Butter und Salbei und mit Gorgonzola-Soße (die gar nicht so fettig und geschmacksfies sein muss wie zumeist in Deutschland, stelle ich fest) und zu meinem Prosecco passen sehr gut Spaghettini, ganz einfach mit frischen Cocktail-Tomaten. Sensationell. Alles. Zum Glück ist noch Brot da um auch den letzen Rest der Soße auszuwischen. Der Koch wird mich dafür lieben. Und dabei die Salz-Nachbestellung hoffentlich verzeihen. Oh, Glas schon wieder leer… Franco?

 

Secondo, die Herren nehmen Tartar. Mit? Tartar natürlich. Fleisch mit Fleisch, sonst nix. Männer eben… Ich versuch  grünen Spargel mit Spiegelei und Parmesan. Klingt einfach? Ist es auch! Aber leeecker! Unbedingt nachmachen. Ich bin so begeistert, dass ich dem Koch ein Herz in die Eireste auf dem Teller male. Was heißt lecker, aber ein bißchen wenig auf italienisch? „Troppo poco“ Was macht die angetrunkene Deutsche draus? „Troppo popo“. Der Kellner lacht und dabei hat er einen perfekten Hintern!

 

Weils so gut war noch die Tagesempfehlung hinterher, ich bin ja nicht zum Spaß hier, ich soll ja daheim was erzählen. Dann also doch noch das Wildschwein-Ragû mit Oliven und Pinienkernen. Noch Prosecco, Signorina? Nee, erst mal an die frische Luft…

 

Als wir zurück kommen steht er schon da - der Prosecco? Ja, der auch, aber ich spreche von einem kleinen Teller mit hauchzart geschmorten Fleischstückchen… die – Moment mal - echt fies riechen! Wild eben, hat was von Pumakäfig… Aber wenn man am Geruch vorbei isst – unglaublich lecker!

 

Ich bin definitiv betrunken, als Gianfranco (oder war es Andrea?) die Desserts runterbetet und ich sag schnell: „Wir nehmen einfach alles ein Mal. Mit Süßwein“.  Nickt, geht und schwupp wird es ziemlich voll am Tisch: Sorbet von grünem Apfel mit Calvados (die Spezialität des Hauses), Tarte von weißer Schokolade, Panna cotta, Creme catalan… Muss ich mehr sagen…?!

 

Ja, das war schon ein bisschen viel, mit Prosecco… Kurz und gut: um halb eins sind wir endlich rausgetaumelt. Nachdem ich die Küche, alle Nebenräume und die Bar inspizieren durften während die Herren noch 2-5 Cuba libre getrunken haben (die haben auch einen Auftrag -> Cuba befreien!).

 

PS: Geh nie mit zwei Schwulen aus! Die zwingen doch tatsächlich das komplette Personal einzeln an den Tisch um mich für ein Foto zu küssen. Alle! Inklusive Spüler! Wie peinlich… Bilder demnächst hier!

 

Eure Tina De.

 

www.trattoriaarlati.com

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